BStK Online

Datenbank der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften

Einhard, Vita Karoli Magni, Monats- und Windbezeichnungen

Die von Einhard in seiner Vita Karls des Großen überlieferten zwölf Monats- und zwölf Windbezeichnungen stehen im lateinischen Text der Vita als von Karl dem Großen eingeführte volkssprachige Entsprechungen ihrer lateinischen Äquivalente; sie sind als volkssprachige Elemente Bestandteil des lateinischen Textes und insofern eindeutig keine Glossen im Sinne von erläuternden Hinzufügungen zu einem Text, der auch ohne die Glossen existiert. E. v. Steinmeyer berücksichtigt in Band III seiner Edition im Abschnitt “B. Einzelglossare, IV. Himmel und erde, B. Wind- und monatsnamen” unter Nr. MLXIX (S. 609) nur eine Handschrift mit Windbezeichungen aus der Einhardtradition [Wien ÖNB Cod. 1761 (BStK.-Nr. 941)] und gibt folgende Begründung: “diese aus Einhard geschöpften windnamen habe ich aufgenommen, weil sie erweitert und mit zusätzlichen deutschen interlineargll. versehen sind.” Er fügt hinzu: “im übrigen verzeichnete ich weder die wind- noch die monatsnamen der Einhardhss.” In Fußnote 1 zählt er die ihm seinerzeit (1895) bekannten Einhard-Handschriften auf und nennt weitere Handschriften mit altenglischen Monatsnamen aus Bedas De temporum ratione.

In BStK. sind die genannte Wiener Handschrift (Nr. MLXIX) und auch weitere von E. v. Steinmeyer unter den Nummern MLXVII, MLXVIII und MLXX edierte Windtafeln und Glossare von Wind- und Monatsbezeichnungen aus anderen Handschriften aufgenommen worden, die nichts mit der Einhard-Überlieferung zu tun haben.

R. Schützeichel hat die Einhard-Überlieferung als “Grenzfall” in die Glossenforschung einbezogen und darauf hingewiesen, dass “die Bezeichnungen von Monaten und Windrichtungen auch losgelöst oder unabhängig von Einhards Vita Karoli Magni vielfach überliefert sind.” [Addenda und Corrigenda (II) zum althochdeutschen Wortschatz, S. 31 und Addenda und Corrigenda (III) zum althochdeutschen Wortschatz 101]; auf seine Hinweise geht die Aufnahme einer Reihe von Texthandschriften der Vita in BStK. zurück.

Über hundert weitere, bei E. v. Steinmeyer, in R. Schützeichels Glossenwortschatz und auch in BStK und in der Datenbank bisher nicht berücksichtigte Handschriften konnten vor allem aufgrund der Arbeit von M. Tischler, Einharts Vita Karoli, S. 20-44, von Rolf Bergmann zusammengestellt werden (Volkssprachige Wörter innerhalb lateinischer Texte: Wind- und Monatsbezeichnungen in Einhards Vita Karoli Magni, in: Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie. Ein Handbuch, I, S. 981-991). In zwei Untersuchungen der Überlieferung althochdeutscher Monats- und Windbezeichnungen (R. Bergmann – St. Stricker, Althochdeutsche Monatsbezeichnungen, 2018, S. 213-238 und R. Bergmann – St. Stricker, Althochdeutsche Windbezeichnungen, 2019, S. 17-43) wurde inzwischen die sachglossarartige Überlieferung der beiden Komplexe näher beschrieben. Die Ergebnisse sind in die Datenbank eingegangen; reine Texthandschriften der Vita Karoli Magni ohne andere volkssprachige Einträge als die Wind- und Monatsbezeichnungen werden demnach nicht als Glossenhandschriften angesehen und nicht in der Datenbank beschrieben; soweit sie nach dem dargestellten Gang der Forschung schon aufgenommen waren, werden sie nun unter Beibehaltung der einmal vergebenen BStK.-Nummern unter den ausgeschlossenen Glossenhandschriften ausgewiesen.